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Picander's SMP libretto: 17th-18th century sources

On this page I gathered some texts from Picander (St. Matthew Passion) juxtaposed with excerpts from common 17-18th century devotional Bible exegesis (i.c. Heinrich Müller). In those days Lutherans read the Bible in a very creative way (using word-association: allegory, typology), almost at random combining texts from all 66/72 books of the Bible. In this network of words and phrases (almost: as hypertext) new meaning emerges that is not 'really' there (= historical, literal), but it works brilliantly. Today Bach'cantata texts are vital specimina of this almost lost spirituality, which in se is as old (or even older) than christianity. This is the spiritual world Bach lived in: It was the basis of the sermons he heard, it permeated the devotional or exegetical books he possessed (and read?): Muller, Olearius, Arndt, to name only the most influential ones.

To begin with a few examples from SMP: On the left quotes from Heinrich Müller's Hertzensspiegel [Meditations on the gospel of every sunday in the liturgical year, including his very popular Passionspredigten, sermons on very specific moments in Jesus Passion, of which the last two were very popular], on the right Picander's text from SMP:

In the form of  an article Going to Church with J.S. Bach, an inquiry into the spiritual world of the Bach Cantatas

For more texts from Müller and Picander juxtaposed (SMP, mainly the second part) I created a separate page

 

Source: Elke Axmacher, "Aus Liebe will mein Heyland sterben" Untersuchungen zum Wandel des Passionsverständnis im frühen 18. Jahrhundert, Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1984. I included part of Axmacher's explication (in German, perhaps one day I will translate it into English). Chapter 7 (p. 166-203) deals with the text from Saint Matthew's Passion. Main source appears to be Heinrich Müller. 7.2: Die von H. Müller abhängigen Texte der Matthäus-Passion: Synopse, Vergleich, Zusammenfassung. Similar ways of meditation permeat other biblical-devotional commentaries, as well as many poems and hymns.

Sehet, Jesus hat die Hand (p. 179)

 

Tritt hinzu, mein Hertz, und schaue deinen Jesum an, wie er am Creutz hanget. Seine Hände hat er ausgespannet, als der
rechte Hohepriester, dich mit bey den Händen zu segnen. Er hat sie ausgespannet, dich damit zu umpfahen . . .
Liebstes Hertz, gib du dich hinein in die ausgespannete
Arme deines Jesu, und sage mit Augustino: Inter brachia Salvatoris mei & vivere & mori cupio. Aus Jesu Händen soll und kan mich niemand reissen (S. 405 f.)
 

[bwv 244,60]

Sehet, Jesus hat die Hand,
Uns zu fassen, ausgespannt,
Kommt, - wohin? - in Jesus Armen
Sucht Erlösung, nehmt Erbarmen,
Suchet, - wo? - in Jesus Armen.
Lebet, sterbet, ruhet hier,
Ihr verlaßnen Küchlein ihr.
Bleibet, - wo? - in Jesus Armen.
 

Elements not in Müller can be found in other pious meditations or in the Bible. F.i. the 'Verlassnen Küchlein' come from Mt. 23,37: "O Jerusalem, Jerusalem, which killeth the prophets, and stoneth them that are sent unto her! how often would I have gathered thy children together, even as a hen gathereth her chickens under her wings, and ye would not!"

[Comments Axmacher]
Die Betrachtung des mit ausgebreiteten Armen am Kreuz hängenden Jesus fehlt in den Passionspredigten der Zeit selten. Die Deutung der ausgespannten Arme als einer hohenpriesterlichen, segnenden Geste, die bei Müller an erster Stelle steht, übergeht Picander, wie er überhaupt das priesterliche Amt Jesu - nach der dogmatischen Tradition das entscheidende in seiner Passion - nirgends erwähnt. Wieder nimmt er nur diejenigen Aussagen Müllers auf, die auf die gefühlsmäßig-unmittelbare und sozusagen private Verbindung der Gläubigen mit Jesus zielen. Bei ihm findet der ruhelose Mensch Schutz und Geborgenheit im Leben und im Sterben: Diese in dem Augustin-Zitat zusammengefaßte Bedeutung hat für Picander die Geste Jesu am Kreuz. Die religiösen Begriffe "Erlösung" und "Erbarmen", die in dogmatisch präziser Bestimmung vom priesterlichen Amt Jesu nicht zu trennen sind, werden in der das ganze libretto bestimmenden gefühlsbetonten Religiosität aus diesem Zusammenhang gelöst. Den Verlust an theologischer Substanz kompensiert das sich verselbständigende Gefühl, indem es jene Begriffe mit affektivem Gehalt auffüllt. Ihr bleibender religiöser Stimmungsgehalt dient ihm dazu, sich selbst religiös zu artikulieren. "Erlösung" und "Erbarmen" sind hier der religiöse Ausdruck für das menschliche Gefühl der Geborgenheit.

There is less theological substance and feelings become more important. Redemption and Mercy are chiffres for the feeling secured. According to Axmacher this is a general characteristic of the way Picander treats (transforms) traditional  theologically charged material.

Muller Hertzensspiegel - titlepage 1732

Am Abend da es kühle war (p. 180-181)

Am Abend, da der Tag kühle worden war, kam die Sünde der Menschen erstlich ans Licht, am Abend nimmt sie Christus wieder mit sich ins Grab, daß ihr nicht mehr gedacht werde. Um die Vesper-Zeit kam das Täublein Noah zum Kasten, und siehe, ein Oel-Blat hatte sie abgebrochen, und trugs in ihrem Munde, da vernahm Noah, daß das Gewässer gefallen wäre auff Erden. I. B. Mos. 8,11.
Um dieselbe Zeit kehrt auch unser Jesus, das reine, fruchtbringende Täublein, das uns rein macht von allen Sünden, und erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, in seinen Grab-Kasten zur Ruhe, trägt ein
Oel-Blat in seinem Munde. Sein Begräbniß versichert uns der Barmhertzigkeit Gottes, des Friedens mit seinem Vater, und daß das Zorn-Gewässer nunmehr gefallen sey. Mein Hertz, der Abend ist da ..... Ach, so lasse Jesum nicht, bitte ihn, daß er bey dir einkehre, und seine Ruhe nehme in deinem Hertzen ... (S. 446 f.)

- listen to Michael Schopper (1989)


 

[bwv 244,64]

Am Abend, da es kühle war,
Ward Adams Fallen offenbar;
Am Abend drücket ihn der Heiland nieder.
Am Abend kam die Taube wieder
Und trug ein Ölblatt in dem Munde.
O schöne Zeit! O Abendstunde!
Der Friedensschluss ist nun mit Gott gemacht,
Denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht.
Sein Leichnam kömmt zur Ruh,
Ach! liebe Seele, bitte du,
Geh, lasse dir den toten Jesum schenken,
O heilsames, o köstlichs Angedenken!
 

Salomo Franck (Bach's poetical colleague in Weimar and provider of some of Bach's cantata librrettos) wrote many Spiritual Poems for meditation. Among them: Passionsandachten, Seelengespräch mit dem leidende Jesu. (meditations on the Passion, Conversation of the Soul with the suffering Christ). He was also inspired by Müller. Here the poem 'Auf Christi Begräbnis gegen Abend'... The same 'twists' and biblical associations around the fact this happened in evening. Below the first two stanzas of the poem.

 

Philipp Spitta already pointed out the similarity between Franck's poem and Picander's text, claiming that no one else but Bach did direct Picander's attention to this poem, which of course is speculation. Spitta overlooked the possibility that Franck and Picander might - independently - have used the same or similar source(s), as Axmacher suggests : the extremely popular mediation/sermon of Heinrich Müller. Picander has some elements from Müller that are absent in Franck which makes it quite plausible Picander's main source is Müller, especially since Picander phrasing sometimes remains extremely close to Müllers wording;  "Am abend da es kühle [worden] war...' and 'ein Oelblatt in dem [seinem] Munde' die Taube wieder' are almost literal quotes from Müllers, not present as such in Franck (who also has some elaborations not found in Picander, but that is of course an argument ex nihilo, it proves nothing).

Spitta, p. 174-175:

Bach aber liebte diesen Dichter um seiner innigen, schwärmerischen Empfindung willen, kein andrer als er kann es gewesen sein, der Picandern auf ihn hinwies. Unter Francks Gedichten trägt eines die Überschrift »Auf Christi Begräbniß gegen Abend« und lautet so:

Mein Heiland wird zur Abendzeit begraben,
Damit auch ich am Abend meiner Zeit
Die wahre Ruh könn in dem Grabe haben,
Das durch sein Grab gesaubert und geweiht!
Das Lebenslicht muß blutroth untergehen,
Daß wir schneeweiß vor Gottes Augen stehen.

Am Abend ist die Sünd ans Licht gekommen,
Die Sünde die der erste Mensch verübt,
Am Abend hat sie Christus weggenommen,
Und in sein Grab verscharrt, was uns betrübt.
Des Heilands Grab zeigt uns den hellen Morgen,
Darinnen sich die Sonne selbst verborgen.

Die Taube kam zur Vesperzeit zum Kasten,
Und bracht ein Blatt dem frommen Noah zu.
Zur Abendzeit wollt auch mein Heiland rasten,
Und zeigte mir das Oelblatt wahrer Ruh!
Ich bin gewiß, die Sündfluth sei gefallen,
Gott läßt nicht mehr des Eifers Fluthen wallen.

Mein Leben mag sich nun zum Abend neigen,
Ich lege mich zur Ruh in Christi Grab,
Dies wird an mir auch seine Kraft erzeigen,
Die aller Welt ein neues Leben gab.
Mit Christo muß man erst zu Grabe gehen,
Will man mit ihm zum Leben auferstehen.

[..] Man sieht, daß dieses (= Picander's text: Am Abend da es kühle war... dw) eine verkürzende Umdichtung des obigen Franckschen Gedichtes ist, namentlich seiner beiden mittleren Strophen. Sie ist nicht überall wohl gerathen: die Zeile »Am Abend drücket ihn der Heiland nieder« ist an sich und in ihrem Zusammenhange ganz unverständlich, erst durch Vergleichung mit dem Franckschen Original ergiebt sich, daß mit dem Adam, welchen der Heiland »niederdrückt«, der alte Adam d.h. der sündige Zustand des Menschen gemeint ist, welchen Christus durch seinen Tod beseitigt hat. Etwas von dem innigen Tone Francks ist aber auch an dem Excerpt haften geblieben, es hebt sich dadurch sehr merkbar aus dem kraftlosen Schwulst der übrigen gereimten Masse heraus.

 

Kommt ihr Töchter

Axmacher, p. 189-190
Zwischen dem Einleitungschor der Matthäus-Passion, der deutlich auf die Kreuztragung Bezug nimmt (vor allem mit den beiden letzten frei gedichteten Versen), und einigen Passagen aus der 8. Predigt Müllers ("Vom Tode Christi"), die nach dem Exordium ebenfalls mit der Ausführung zur Kreuzigung beginnt, bestehen auffällige Ähnlichkeiten. Wenn man hier auch nicht wie bei den bisher verglichenen Texten von einer Nachdichtung sprechen kann, so hat doch Picander alle im Eingangschor verwendeten Motive, sogar die des Chorals, offenbar bei Müller gefunden.
 

Müller Picander
 

"Wann denn! liebste Hertzen! ich am heutigen Tage der Braut Christi den Tod ihres allerliebsten Freundes ankündigen soll! möchte ich wol sagen: Ach! wie gern wolt ich! daß ich nicht predigen könte. Eine traurige Botschafft! der Bräutigam ist todt . .
Was wird die Braut Christi am heutigen Tage anders sagen! Wann ihr geprediget wird von dem Tode ihres Bräutigams Christi! als diß: Ach! Meine Sünden haben ihn zerrissen!" (S. 395)
"Im Alten Testament hatte Gott verordnet! daß die Sünd-Opffer ausser dem Lager solten geschlachtet werden. Hier ist auch das Sünd-Opffer! Jesus! der sich selbst hat auffgeopffert Gott zu einem süssen Geruch ... " (S. 397). "Hie muß Christus erfüllen das Vorbild Isaacs! Der das Holtz! darauff er solte geschlachtet werden! selbst tragen muste! nach dem Berg Moria. Mein Hertz! so gehet das Lamm Gottes! und träget der gantzen Welt Sünde! kanst leicht gedencken! mit was für Schmertzen." (S. 398)
 

[bwv 244,1]

Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen,
Sehet - Wen? - den Bräutigam,
Seht ihn - Wie? - als wie ein Lamm!
O Lamm Gottes, unschuldig
Am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
Sehet, - Was? - seht die Geduld,
Allzeit erfunden geduldig,
Wiewohl du warest verachtet.
Seht - Wohin? - auf unsre Schuld;
All Sünd hast du getragen,
Sonst müßten wir verzagen.
Sehet ihn aus Lieb und Huld
Holz zum Kreuze [selber] tragen!
Erbarm dich unser, o Jesu!

Three classic typologies: Christ = 1. the Lamb (sacrifice in the OT, esp. on Atonement Day), 2. Isaac, carrying the 'wood' for his own sacrifice (also his willingness to comply with his Father's command) and 3. the Groom, because the women along the road who bemoan his fate are the 'Daughters of Zion/Jerusalem = reference to the female friends of the Bride from the Song of Songs, who is the bride = Community of Believers (collectivum) or the Soul (individual). This reference is fundamental to begin to understand the role of the dramatis personae of SMP, and many a Cantata.

Der Einleitungschor ist reich an traditionsgeschichtlich sehr alten Motiven, deren Aufnahme durch Müllers Predigtpassagen angeregt wurde. Es handelt sich vor allem um typologische Motive, deren Verständnis zur Würdigung dieses Textes unerläßlich ist. Picander hat den Eingangschor als einen Klagegesang verstanden, mit dem "die Tochter
Zion und die Gläubigen
Jesus auf seinem Kreuzweg begleiten. Mit dieser Bezeichnung sind zunächst natürlich die in Lukas 23,27 erwähnten Frauen gemeint, die Jesus in Vers 28 als "Töchter von Jerusalern" anspricht.

1. Hinter ihnen tauchen jedoch andere "Töchter Jerusalems" auf, gewissermaßen traditionsgeschichtliche Vorfahren dieser klagenden Frauen: die "Töchter Zions" aus dem Hohenlied, an die sich die "Braut" mehrfach um Hilfe wendet. Ein Blick auf die ersten Sätze bei Müller erinnert daran, daß das Hohelied insbesondere seit Bemhards berühmten 86 Sermones auch als allegorische Darstellung der Passion gelesen wurde. Die nachreformatorische Predigt hat auch in der Aufnahme dieser Deutung wieder auf die mittelalterliche Passionsauslegung zurückgegriffen. Als besonders klare prophetische Schau des Domgekrönten wurde Hoheslied 3,11 verstanden: "Gehet herauß, und schauet an, ihr töchter Zion, den könig Salomo, in der krone, damit ihn seine Mutter gekrönet hat, am Tage seiner hochzeit."
Müller zitiert diesen Vers bei der Auslegung der Dornenkrönung und übernimmt die übliche allegorische Deutung: "Der König Salomo ist Jesus Christus, der rechte Friedens-König. Seine Mutter ist die Jüdische Synagog ... Der Tag seiner Hochzeit ist der Tag seines Leydens, denn an dem Tage hat er seine Braut erkaufft mit seinem Blute. Die Crone aber sind die Dornen, die ihm von den Kriegs-Knechten auff sein Haupt gesetzt worden" (S. 371).
Sollten nicht die Aufforderung zu klagen und die Bezeichnung "Bräutigam", auf das Exordium von Müllers Predigt zurückgehen? Deutlich ist auf jeden Fall, daß Hoheslied 3,11 und seine allegorische Deutung hinter den ersten Zeilen von Picanders Libretto steht.

2. In der dritten Zeile nennt Picander den zweiten und wohl bekanntesten Typos, der nach alter Passionstradition den zur Hinrichtung geführten Christus präfiguriert: das Lamm. Den Grundtext für diese Typologie bildet Jesaja 53,7: "Da er gestrafft und gemartert ward, that er seinen mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur schlacht-banck geführet wird." Schon neutestamentlich wird das Lamm zum Typos Christi im Täuferzeugnis: "Siehe, das ist Gottes lammt welches der welt sünde trägt." (Johannes 1,29)  Daß beide Stellen und damit die Christus-lamm-Typologie überhaupt auf die Kreuztragung bezogen wurden, ist verständlich. Hier wurde Christus "zur Schlachtbank geführt" und trug mit dem Kreuz "der gantzen Welt Sünde".

3. Der dritte Typos, den Picander ebenfalls bei Müller fand, ist "das Vorbild Isaacs, der das Holtz, darauff er solte geschlachtet werden, selbst tragen muste, nach dem Berg Moria" (S. 398).
Nur wenn man aus der Auslegungstradition weiß, daß der Ausdruck "das Holz zum Kreuz (selber) tragen" an dieser Stelle der Passion unbedingt Christus als Antitypos lsaaks bezeichnet, erkennt man die beiden letzten Zeilen des madrigalischen Textes als Hinweis auf diesen. Es zeigt sich also: Das Material, aus dem Picander den Eingangschor bildet, ist gewissermaßen passionstheologisches Urgestein. Zumindest das Lamm und lsaak sind feststehende Typen des kreuz tragen den Christus, und mit dem Typos des Lammes steht (möglicherweise vermittelt durch die "Hochzeit des Lammes" aus Offenbarung 19,7) der des Bräutigams in einer engen gedanklich,en Beziehung, wie auch alte Passionslieder bezeugen.

 

V. Herbergers "Horoscopia passionis Domini" Picander
This book provides pious meditations on every 'hour' (hora) of Jesus' Passion. Similarity in imagery: Judas = the serpent Jesus cherished at his bosom...

"Das ist die stunde, da dich, Herr Jesu, du trewer Heyland, der untrewe Judas hat verrathen, ach wie wehe und schmirtz muß diß deinem trewen allerheiligsten Hertzen gethan haben, daß du eine solche gifftige Schlange hast im bosem gewärmet." (Horoscopia, S. 126 f.)
"Ach welche gallbittere Freundschafft hastu, Herr Jesu Christe, verschmirtzet, wie muß diß dein allerheiligstes hertz gekrencket haben, daß du eine Schlange im bosem gewärmet ... " (Horoscopia, S. 256)

[bwv 244,8]
 

Bluthe nur, du liebes Hertz!
Ach ein Kind, das du erzogen,
Das aus deiner Brust gesogen,
Droht den Pfleger zu ermorden,
Denn es ist zur Schlange worden.
Bluthe nur, du liebes Hertz

 

This image links a lot of imagery from the Bible. It starts with the mother of all promises, the word of JHWH to the snake after Man has succumbed to temptation: (Gen 3:14-15) The LORD God said to the serpent, "Because you have done this, Cursed are you more than all cattle, And more than every beast of the field; On your belly you will go, And dust you will eat all the days of your life; And I will put enmity Between you and the woman, And between your seed and her seed; He shall bruise you on the head, And you shall bruise him on the heel." This reference was peacemeal to any christian and because of the 'Adam-Christ' typology (f.i. the Epistle to the Romans) all was clear: "Solchen Kuß gab die alte Schlange unsern ersten Eltern im Paradiß auch,  und machte den verbotenen Baum so gut und lieblich, als meynete ers so gut  mit den Menschen, und unter dem Schein betreuget er sie. Wie nun der Teuffel  unsere erste Eltern, durch einen solchen Heuchel-Kuß und Liebkosen betrogen:  Also hat sich der ander Adam, Christus unser Herr, von dem teuflischen Juda,  in welchen der Satan gefahren war, küssen lassen, auf daß er uns on dem  Betrug des Teuffels erIösete." (Johann Arndt, Postilla, S. 568).  Off topic but to the point: in Mel Gibson's the PASSION OF THE CHRIST I liked only one scene: a serpent slithering towards Jesus during his prayer in Gethsemane, a clear reference to this text and its hermeneutics.

V. Herbergers "Horoscopia passionis Domini" Picander
 

Also wirstu . . . jämmerlich an die Seule gebunden ... , ... allhier ist aller barmhertzigkeit vergessen, also wirstu unschuldiges Lämblein Gottes, voll striemen und blutiger wunden, es möchte ein steinernes hertz erbarmen, ein frommes hertz möchte sich zu tode weinen ..., ... wem diß jemmerliche schawspiel nicht durchs hertze gehet, der muß ein eisern oder steinern gemüt haben.

 

 


Herr Jesu, ich bringe mein Hertzkrüglein zu deiner blutigen geisselung, ach las deine allerheiligste Blutströpflein hinein fallen, das ich von sünden werde gereiniget, ach besprütze meine seel mit den edlen blutströpflin, die aus deinem zarten leibe rinnen, zur vergebung meiner
sünd . . ." (Horoscopia, S. 283 ff.).


 

[bwv 244,51-52]

Erbarm es Gott!
Hier steht der Heiland angebunden.
O Geißelung, o Schläg, o Wunden!
Ihr Henker, haltet ein!
Erweichet euch
Der Seelen Schmerz,
Der Anblick solches Jammers nicht?
Ach ja! ihr habt ein Herz,
Das muss der Martersäule gleich
Und noch viel härter sein.
Erbarmt euch, haltet ein!

Können Tränen meiner Wangen
Nichts erlangen,
O, so nehmt mein Herz hinein!
    Aber lasst es bei den Fluten,
    Wenn die Wunden milde bluten,
    Auch die Opferschale sein!

 

 

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